ar ker @ betreutesproggen (ge)
Sébastien Brun ist ein Ausnahmekünstler, der sich nur schwer in Kategorien einstufen lässt. Als Schlagzeuger, Komponist und Produzent bewegt sich Seb Brun zwischen den Feldern Mathematik und Musik. Seine Gangart wird bestimmt von Improvisation, Electronica, kontemporärer Musik, Neo-Klassik und Performance-Kunst. Klingt irgendwie verrückt? Ja, das ist es auch.
Als musikalischer Aktivist widmet sich Brun vor allem seinem eigenen Label Carton Records sowie auch diversen Projekten wie Luxus, Horns, Brut & Tremblant, oder Parquet. Unter seinem eigenen Namen erschien im Juni 2020 das Album “Ar Ker”: eine Präsentation zwischen Offenheit und Rückzug, Freiheit und Isolation, eine performative Neuverortung von Raum und Zeit sowohl in der Musik als auch in der Welt außerhalb.
Die acht Stücke auf “Ar Ker” wurden allesamt live eingespielt und kommen komplett ohne Overdubs aus. Geschrieben und komponiert wurden sie mit Ausnahme des Anspielers ‘Bob Zarkansyèl’ von Seb Brun. Letztgenannter Titel entstammt der Feder des Künstlers Zanmari Baré. Die Klangwelten, die sich hier über etwas mehr als eine halbe Stunde erstrecken, fordern die Zuhörer zum aktiven Hinhören auf, denn sie sind in jederlei Hinsicht anspruchsvoll. Elemente aus moderner Klassik, Art (Rock) oder Electronica sind die Konventionen, die hier noch am ehesten zu finden sind. Dennoch ist Seb Brun auf seinem neuen Tonträger in einer völlig anderen Dimension unterwegs.
Ist das Gehör erst auf die avantgardistische Musik von Brun justiert, lässt es sich sehr schön und tief in die fremden Dimensionen eintauchen. Der künstlerische Anspruch des Albums ist definitiv nicht zum Nebenbei-Hören gedacht, denn dann klänge “Ar Ker” sehr chaotisch. Mit aufmerksamem Ohr wiederum kann die andersartige Entropie der Welt des Sébastien Brun erkundet werden. Und wie es bei der Kunst nun mal so ist, wird es am Ende immer noch unterschiedliche Auffassungen geben, die von “Humbug” bis “Faszination” reichen.
“Ar Ker” ist ein Album zum Zeitreisen, zum Dimensionen wechseln oder das ganzheitliche Eintauchen in eine artistische Welt. Der Weg dorthin führt mitten durch das Chaos, immer dem Licht der Entropie entgegen.